Bau eines klassischen Arbeitstisches mit zwei Schubladen

Nach einem Jahr Home Schooling, mobilen Büros und ganz allgemein viel Zeit in den eigenen
vier Wänden entsteht der Wunsch nach Veränderung. Die Kammern und Arbeitsecken werden
umgestalltet und aufgemotzt. Das Erscheinungsbild auch den Videokonferenzen entsprechend
gefälliger und offizieller gestalltet. Wir möchten uns wohl fühlen an unserern einst spontan und
provisorisch eingeichteten Arbeitsplätzen, die wir nun bereits seit über einem Jahr regelmäßig nutzen.
Hintergründe und Beleuchtung werden verbessert, Sitzmöbel ersetzt und heute sprechen wir über einen neuen Arbeitstisch für eine Lehrerin mit einem Faibel fürs Klassische.

Der Tisch soll nicht nur aussehen wie aus einer vergangenen Epoche er soll auch mit traditionellen Mitteln und auf althergebrachtem Wege gefertigt werden. Ein Tisch mit verzapften Beinen und Schubladen mit Schwalbenschwanzverbindungen. Die Schürze hoch genug um die Beine bequem übereinander schlagen zu können und zwei kleinen Schubladen um den feineren Utensilien einen sicheren Platz zu geben.
Der Plan steht. Die Beine und Schürzen, das Untergestell in kräftigem Englisch-Rot und die Tischlpatte aus massiver, geölter Eiche.
Das Untergestell bauen wir aus Kiefer. Suchen die besten Stücke für unsere Werkstücke und vermeiden die Äste in den Bereichen der Verbindungen, den Zapfen und Schlitzen.
Die Beine sollen eine elegante, konisch zulaufende Form erhalten. Davor werden sie jedoch abgerichtet, um ebene und winklige Bezugsflächen und Kanten zu erhalten. Ebenfalls lassen sich die
Zapfenlöcher leichter ausarbeiten, wenn das Werkstück noch rechtwinklig ist und die Schrägen nicht unterfüttert werden müssen.
Die Zapfenverbindungen werden mit Eichenägeln verstärkt. Durch die Verwendung leicht versetzter Bohrungen ziehen diese Nägel die Zapfen der Schürze tief in die Zapfenlöcher der Beine.
Die Holznägel fertige ich aus gespaltener, ebenfasriger Eiche. So bieten sie die größte Kraft gegen das Abbrechen.
Sind die Beine soweit vorbereitet werden die Schrägen angebracht. Zwei Schnitte mit der Bandsäge
und die Feinarbeit mit dem Handhobel. Die Ornamentierung habe ich mit der Feinsäge geschnitten.

Die beiden Langseiten des Tisches bzw. deren Schürzen werden vorbereitet, um die Schubladenläufer aufzunehmen. Leisten die die Schubladen tragen aber auch von oben stützen, damit sie in gezogenem Zustand nicht abkippen. Seitliche Führungen werden später, wenn die Laden angefretigt sind, installiert.


Für die Tischplatte
verwenden wir eine schöne Eichenbohle.
Mit ihren 65mm Stärke wird sie
jeweils zwei Bretter
aus den ca. 12cm breiten Stücken liefern,
die ich aus ihr auftrenne.
Es ist eine Mittenbohle und enthält somit das Herz des Stammes.
Ein Bereich der zur Rissbildung neigt.
Der bereits gestartete Riß wird durch einen Schnitt komplett aufgetrennt.
Die zu beiden Seiten liegenden Bretter
sind somit von der im Holz
liegenden Spannung befreit.
Ich erhalte 4 Bohlen zu 12x6cm,
8 Bretter,
wenn ich die Bohlen aufgeschnitten habe.
Da ich schon Risse gesehen habe,
hoffe ich keinen größeren Holzfehler
durch die Kernschäle (Risse entlang der Jahresringe) beim Aufsägen zu entdecken.
Schon beim Aufsägen zeigen alle acht Bretter eine deutliche Neigung zur Biegung. Immer von einander weg in der Mitte der aufgeschnittenen Bohle. Dies nimmt mir etwas die Möglichkeit die Bretter im Sinne der Jahresringe wechselseitig zu Tischplatte zu verleimen. Was eine gute Vorgehensweise wäre, um einer Formänderung der Tischplatte durch den Wechsel der Luftfeuchtigkeit entgegenzuwirken.
In meinem Fall werde ich die acht Bretter wechselseitig im Sinne ihrer Biegungen, die durch Spannungsfreisetzung beim Sägen entstanden sind, verleimen. Die Wölbungen sollen sich so gegeneinader aufheben. Um die Leimung zu unterstützen werde ich die Leimkanten der Bretter mit losen Zapfen mechanisch verstärken.

Die Bretter dürfenso erst einmal auf dem Tischgestell ruhen. Die Überstände der späteren Platte werden bei einem Glas Whiskey noch ersonnen.




